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Immer wieder habe ich mich im Lauf der letzten zweieinhalb Jahrzehnte gefragt, warum all die Bücher und Filme über die DDR so wenig mit mir und den Menschen in meinem Umfeld zu tun haben.

Meine Generation, das sind die Mitte der 1960er Jahre Geborenen. Wir wuchsen auf in einer Zeit, in der der Staat seine Mittel gegenüber kritischen Geistern und solchen, die sich ihre Individualität nicht nehmen lassen wollten, immer weiter verfeinert hatte - wer in früheren Jahrzehnten im Gefängnis landete, wurde nun mit subtileren Methoden ins Abseits gedrängt. Beispielhaft hierfür ist das verhängnisvolle und nahezu lautlose Vorgehen der »Partner des politisch-operativen Zusammenwirkens«.

Die an diesem System Beteiligten zerstörten Talente und verhinderten Karrieren, lange bevor das MfS in Erscheinung trat. In vielen Fällen wissen die Betroffenen bis heute nicht, wie ihnen mitgespielt wurde. Die Stasiakten geben darüber keine Auskunft, eben weil aus diesem Personenkreis niemand in eine Position gelangen konnte, die beruflich oder gesellschaftlich von Bedeutung gewesen wäre.

»Die Stasi hat erst eingegriffen, wenn alle anderen versagt haben.« Dieser Satz eines ehemaligen MfS-Mitarbeiters war es, der mich hellhörig gemacht hat.

Also habe ich angefangen, jene fast vergessenen Biografien anhand des heutigen Forschungsstandes in literarischer Form festzuhalten. Herausgekommen ist das Projekt »Lebenswege«. Selbstverständlich erhebe ich mit den zehn Erzählungen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Im Lauf der jeweiligen Handlung begegnen sich die einzelnen Figuren, zufällig und ohne sich notwendigerweise zu beeinflussen. Ein Kunstgriff, der deutlich machen soll, dass es »die DDR« oder »die DDR-Biografie« nicht gegeben hat. 

Jeder Roman folgt einem bestimmten Überthema: so versucht Anna, die eigentlich Malerin werden wollte, ihren Weg als selbständige Modemacherin zu gehen. Die nächste Figur prüft das, was man heute »soziale Mobilität« nennt. Aus den einzelnen Themen entsteht eine Art Gesellschaftspanorama; jede Geschichte schlägt dabei den Bogen zur heutigen Zeit und schildert, wie gut oder schlecht der Neustart nach 1989 gelang.

Der zehnte und letzte Teil hält dann eine besondere Überraschung parat, von der an dieser Stelle nur gesagt sei: Alles beginnt mit Anna, mit ihr wird der Romanzyklus auch zu Ende gehen.